Kauzeiten und Kopfdarm

Veröffentlicht am 18. Oktober 2022 um 21:02

Kopfdarm und Kauzeiten

 

Bei dem Wort Darm denken wir zuerst an den Dünn- und Dickdarm aber aller Anfang der Verdauung fängt im Kopfdarm an.

 

Zu diesen Kopfdarm zählen Lippen, Zähne, Zunge, Mundraum und Speiseröhre. Bereits hier gibt es Unterschiede bei der Futteraufnahme und deren weiteren Verarbeitung durch richtiges Kauen und Einspeicheln.

 

Das Pferd nimmt seine Nahrung hauptsächlich mit den Lippen und Zunge auf. Dabei sortiert es gekonnt nicht schmackhafte Bestandteile geschickt aus. Bei festem Futter wie Zweigen, Rüben oder Möhren nutzt das Pferd auch seine Schneidezähne.

 

Das aufgenommene Futter wird nun von den Backenzähnen zermahlen. Für eine erfolgreiche Arbeit haben die Backenzähne eine raue Oberfläche. Bei diesem Vorgang wird das angebotene Futter so weit zerkleinert, dass es von der Größe gut durch die Speiseröhre passt. Heu und Raufutter werden zB in kleine Stücke von höchstens 2 mm Durchmesser und einer Länge von 1-4 mm zerkleinert. Haben Pferde ein intaktes Gebiss, werden auch alle anderen Futterangebote wie zB Pellets entsprechend zerkleinert. Zu feines Futter bzw. zu kurzem Häcksel werden oft nicht richtig gekaut und werden dadurch zu groß geschluckt, was zu Problemen wie Schlundverstopfungen führen kann. Großpferde kauen zwischen 60-80 Kauschläge pro Minute und im Gegensatz zum Menschen, kauen Pferde immer nur auf einer Seite.

 

Beim Kauen wird Speichel von der Ohrspeicheldrüse gebildet und dem Futter untergemischt. Je länger ein Pferd kauen muss, um so mehr Speichel wird dem Futter zugesetzt. Dabei bilden Großpferde innerhalb von 1 Minute ca. 40-90 ml Speichel, Kleinpferde 20-60 ml. Um so länger gekaut wird, um so kleiner wird das angebotene Futter verarbeitet und mit viel Speichel versetzt. Der Speichel macht das Futter schluck- und verdauungsfähig. Das Futter gelangt optimal eingeweicht im Magen und kann dort entsprechend mit Verdauungssäften durchdrungen werden. Es ist ein optimal abgestimmtes System, was wir leider oft durch eine falsche Fütterung bereits hier stören.

 

Der Speichel hat keine Verdauungsenzyme, dafür aber Mineralstoffe und Bikarbonat. Diese dienen zur Neutralisierung der Magensäure im Anfangsbereich des Magens.

 

Durch die unterschiedlichen Strukturen von Hafer, Müsli oder Raufutter ergeben sich auch unterschiedliche Aufnahmezeiten vom Futter.

 

Für 1 kg Hafer/ Müsli braucht ein Pferd ca 10 Minuten, für die gleiche Menge Raufutter gibt es Angaben zwischen 30-60 Minuten. Kleinpferde/ Ponys brauchen für die gleichen Mengen länger.

 

Wenn wir jetzt einmal die Speichelmenge mit einbeziehen, ergeben sich folgende Speichelmengen pro 1 kg Futter:

 

1 kg Hafer       10 Minuten Kauzeit               400 - 900 ml Speichel

 

1 kg Heu          30 – 60 Minuten Kauzeit       1200 – 2400 ml Speichel

 

Alles zusammengenommen zeigt uns, dass man auch bei Kraftfutter auf eine gute und lange Kauzeit achten sollte.

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Es gibt noch keine Kommentare.