Jede neue Reise beginnt mit einem ersten Schritt und keiner weiß, wie lange diese geht
Die Geschichte von Jax hat mir gezeigt, dass es immer einen Weg gibt meinem Pferd zu helfen.
Danke Tatjana für Deine Hilfe und Unterstützung
Die Geschichte beginnt mit Jax
Im Jahr 2016 wurde Jax, oder genauer gesagt Dresses by Chocolate, ein Paint Horse, Teil meines Lebens.
Zusammen mit meinem damaligen Trainer suchte ich monatelang nach einem passenden Pferd. Dabei legten wir besonderen Wert auf zahlreiche Kriterien, insbesondere das Pedigree. Nach intensiver Suche fand Jax schließlich seinen Weg zu mir. Er befand sich zu diesem Zeitpunkt in einem Zwischenstadium – nicht vollständig untrainiert, aber auch noch nicht eingeritten.
Nach einer Eingewöhnungsphase begannen wir, mit Jax zu arbeiten. Schnell zeigte sich jedoch, dass er eine besondere Herausforderung darstellte.
Es folgte eine schwierige Zeit, geprägt von Frustration, Hilflosigkeit und emotionalen Belastungen. Es stellte sich die Frage: Was genau bereitete ihm solche Schwierigkeiten?
Tierärzte und Therapeuten wurden hinzugezogen, um mögliche Ursachen zu analysieren. Gleichzeitig bewerteten Trainer Jax als gefährlich und nicht reitbar; einige rieten sogar zu einem Verkauf.
Im Jahr 2018 stieß ich schließlich durch Hinweise aus sozialen Netzwerken auf PSSM2. Angeregt durch die Schilderungen anderer Pferdebesitzer begann ich, mich ausführlich mit dem Thema zu beschäftigen. Viele der beschriebenen Symptome fand ich bei Jax wieder. Glücklicherweise existierte zu dieser Zeit bereits ein Labor in Deutschland, das PSSM2-Tests durchführte. Ohne Zögern ließ ich eine Haarprobe analysieren und wartete gespannt auf die Ergebnisse.
Das Testergebnis brachte die ersehnte Klarheit: Jax leidet an einem genetischen Defekt, der durch eine der im PSSM2-Test untersuchten Varianten nachgewiesen wurde.
Von diesem Zeitpunkt an widmete ich mich intensiv der Problemlösung. Ich setzte mich detailliert mit den spezifischen Ernährungsbedürfnissen von Pferden wie Jax auseinander: Aminosäuren, Mineralstoffe, Vitamine sowie die Zusammensetzung und der Gehalt von Stärke und Zucker in Futtermitteln wurden zu zentralen Aspekten meiner Recherche. Ich experimentierte mit verschiedenen Ansätzen, studierte wissenschaftliche Veröffentlichungen und setzte Erkenntnisse gezielt um. Erste Fortschritte wurden sichtbar, wenngleich der Weg von Rückschlägen begleitet war. Aufgeben kam für mich jedoch nicht infrage.
Die Herausforderungen waren vielfältig: Der Muskelzustand, die Magenfunktion und sein Nervenkostüm waren stets zu berücksichtigen. Doch nach fast zwei Jahren intensiver Arbeit konnte ich mit Stolz auf die signifikanten Fortschritte blicken, die wir gemeinsam erzielt hatten.
Obwohl nicht alle Veränderungen ausschließlich der angepassten Fütterung zugeschrieben werden können, spielte diese eine zentrale Rolle und führte oft rasch zu spür- und sichtbaren Verbesserungen.
Neben der Ernährung gibt es jedoch weitere Faktoren, die das Wohlbefinden eines Pferdes nachhaltig beeinflussen können.
Ein wesentlicher Aspekt ist die Haltung. Dabei sollte stets kritisch reflektiert werden, ob die aktuellen Haltungsbedingungen tatsächlich optimal sind. Was auf den ersten Blick als ideal erscheint, wie beispielsweise ein Offenstall, kann bei genauer Betrachtung noch Verbesserungsbedarf aufweisen. Insbesondere bei Pferden mit PSSM2 müssen Haltungsbedingungen individuell angepasst werden, was oft das Verständnis von Stallbetreibern und Mitreitern erfordert.
Ein weiterer zentraler Punkt ist Bewegung und Training. Dabei stellt sich die Frage, ob das Pferd den geforderten Ansprüchen überhaupt gerecht werden kann. Wie oft und in welcher Intensität sollte es bewegt werden? Welche Form der Arbeit ist bei einem spezifischen genetischen Defekt sinnvoll? Ein erfahrener Trainer, der entweder mit der MIM-/PSSM2-Problematik vertraut ist oder offen für neue Ansätze bleibt, kann hierbei eine wertvolle Unterstützung bieten.
Die Geschichte von Sweety
Im Jahr 2018 wurde Sweety in meine kleine Pferdefamilie aufgenommen. Als Absetzer zog er zunächst in eine junge Herde und durfte dort in einer artgerechten Umgebung aufwachsen.
Mit drei Jahren wechselte er in unsere bestehende Pferdegruppe und lebte seitdem in einer kleinen, ausgewogenen Herde. Doch bereits früh zeigten sich bei Sweety einige Besonderheiten. Immer wieder dachte ich dabei an einen möglichen Zusammenhang mit MIM/PSSM2, entschied mich jedoch zunächst, die Entwicklung abzuwarten und ihn weiter zu beobachten. Seine Auffälligkeiten nahmen nicht zu, verschwanden jedoch auch nicht. Während des Trainings traten schließlich kleinere Probleme auf, sodass ich beschloss, Sweety testen zu lassen. Das Ergebnis lautete: P2/P2.
Trotz meiner bisherigen Erfahrungen mit der Thematik benötigte ich Zeit, um dieses Ergebnis zu verarbeiten. Ein Doppelgenträger ist eine außergewöhnliche und seltene Diagnose. Ich passte umgehend seine Fütterung an und brachte ihn gemeinsam mit seinem Vollbruder (der negativ getestet wurde) in einen hervorragend ausgestatteten Aktivstall. Die intensive Bewegung, die harmonische Herde und das hochwertige Heu wirkten sich positiv auf Sweety aus. In der speziellen Futterstation erhielt er ein optimal auf MIM-/PSSM2-Pferde abgestimmtes Futtermittel. Der Sommer verlief ideal, und Sweety entwickelte sich hervorragend.
Leider war ihm nur ein kurzes Leben vergönnt. Am 05.10.2024 erlitt Sweety eine so schwere Kolik, dass selbst die Tierklinik nicht mehr eingreifen konnte.
Er trat seinen letzten Weg an – einen Weg, den ich nicht mit ihm gehen konnte.