Aus dick wird gesund

Veröffentlicht am 22. August 2022 um 14:33

Aus dick wird gesund

 

Viele unserer Pferde leiden, wie wir Menschen, unter diversen Zivilisationskrankheiten.

 

Dabei ist am häufigsten vertreten, na wer weiß es? Genau das Übergewicht. Wie oft erlebe ich dieses Problem und wie oft erlebe ich aber die Gelassenheit der Besitzer. Entweder wird das Pferd falsch eingeschätzt oder aber man nimmt es nicht wirklich für voll. Wohin es führen kann, wird häufig in diversen Pferdezeitschriften benannt und auch Seiten von Tierärzten etc. weißen immer häufige auf die Problematik hin.

 

Woran liegt es, dass unsere Pferde immer dicker werden?

Die Gründe sind vielschichtig und auch nicht immer wirklich leicht abstellbar. In der heutigen Pferdewelt tummeln sich zahlreiche Pferderassen mit unterschiedlichen Bedürfnissen. Was ja erst einmal kein Problem ist aber diese werden oft in stark gemischten Gruppen gehalten und da fängt dann schon das erste Problem an. An wenn richtet der Stallbetreiber oder die Stallgemeinschaft hier das Futter aus. An dem Haflinger, der gerne frisst und das ohne Pause. Oder dem Pferd mit viel Vollblut, dem eine Portion mehr oft wirklich nicht schadet. So eine Mischung am besten noch im Offenstall mit 24/7 Heu und Probleme sind vorprogrammiert. Das Betrifft auch Boxenpferde, die im Winter auf einen Paddock mit Heu zur freien Verfügung haben und beim rein kommen in die Box/ Paddockbox gleich wieder ein vollgefülltes Heunetz oder Heuraufe vorfinden. Das große Fressen geht weiter, oft schon aus Langeweile. Selbstverständlich kommt dann noch das Kraftfutter, Hafer, Öl etc. zum Einsatz.

Nun möchte man natürlich noch dem Pferd was Gutes tun und da wandern Äpfel, Möhren und Leckerlies ins Pferd.

 

Das Ganze wird dann befeuert durch zu wenig Bewegung, dabei meine ich nicht stundenlanges Training. Es fängt schon mit zu wenig Bewegungsanreize im Offenstall oder Winterpaddock an. Oft sind diese zu klein, alles steht eng zusammen (Heu, Liegefläche und Wasser) und einfach nur langweilig.

 

Was tun?

Super wäre es natürlich, der Stallbetreiber schaut bei der Herdenzusammensetzung einfach schon von vorn herein auf die Gruppenzusammensetzung. Leider ist dieses oft nicht möglich, damit könnte man schon das erste (nicht passende) Puzzelteil eliminieren.  

 

Erst einmal sollte man den Ist-Zustand aufnehmen, dazu gehören:

 

  • Wie dick ist mein Pferd? Pferdewaage mal in den Stall bestellen!
  • Wie viele Bewegungsanreize hat es auf dem Paddock/ Offenstall?
  • Heuanalyse vornehmen, was steckt im Heu an Zucker, Fruktan etc.?
  • Wie sehen die Blutwerte aus?
  • Was füttere ich sonst noch? Wirklich mal die Mengen abwiegen!
  • Wie viel Zeit habe ich, um mein Pferd gut und regelmäßig zu bewegen?

 

Wenn Du das alles zusammengetragen hast, empfiehlt sich dann eine Futterberatung inkl. Trainingsplan für Euch. Ideal wäre, wenn Deine Futterberaterin auch Bewegungscoach für Pferde ist und Dir da einen abgestimmten Bewegungsplan erstellt. Versuche nicht die Abnahme durch Futterentzug anzugehen. Das wird aller Wahrscheinlichkeit nach hinten losgehen und im schlimmsten Fall zu Magenproblemen führen oder auch zu Koliken.

 

Nun geht es an das Abspecken J

 

Als erstes wird der Ist-Zustand vom Pferd ermittelt. Sinnvoll ist hier wirklich, einmal die Pferdewage in den Stall zu rufen. Viele andere Pferdebesitzer sind auch neugierig und oft überrascht, was ihr Pferd wiegt. Eine weitere Möglichkeit ist der BCS, hierfür gibt es sogar ein Tool im Internet. Schau es Dir gerne mal an:

 

https://www.spillers-feeds.com/weight-management-tools/?SID=grobb3qdsr0gjpgobe8j797vk6

 

Es ist zwar ein Tool von einem Futtermittelhersteller aber ich finde gut nutzbar.

 

Anhand der vorliegenden Daten erstellt Dir der Futter- und Bewegungscoach einen Diätplan, der das Pferd satt macht und nicht hungern lässt. Natürlich wird die Mineralversorgung gut eingestellt, um vorhandene Defizite auszugleichen oder vor solchen zu schützen.

 

Passend dazu, erhältst Du einen funktionalen Bewegungsplan. Dieser ist eine Mischung aus Ausdauer- und Krafttraining, Wichtig ist, dass dieser gemeinsam erarbeitet wird. Es nützt der beste Plan nichts, wenn Du diesen nicht ableisten kannst. Evtl. macht es Sinn, in dieser Phase sich Unterstützung zu holen. Bewegung ist und bleibt ein wichtiger Pfeiler beim Abspecken.

 

Jetzt kommt oft der schwierigste Teil, evtl. nötige Änderungen mit dem Stallbetreiber abstimmen. Vielleicht lässt es sich ja einrichten, dass der Weg zwischen Heuraufe/ Wasser und Liegebereich etwas ausgedehnt wird. Das Pferd nicht einfach aus der allgemeinen Kraftfuttertonne gefüttert wird, sondern die von Euch vorbereitete Ration.

 

Dabei sind die ersten 8 Wochen ein sehr intensives Coaching, um neue Routinen zu erlernen und Dir zu zeigen auf was Du achten musst.

 

Sollte aber das Coaching kein Erfolg haben, weil kleine Änderungen in der Haltung nicht möglich sind. Muss auch über einen Umzug gesprochen werden. Ungerne wechselt man den Stall aber für ein gesundes Pferd manchmal einfach nötig. Nichts ist schlimmer festzustellen, hätte ich da mal eher was unternommen.

 

 

 

 

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